Im Projekt „Digitale TU Graz“ entwickelt ein Team rund um Tony Ross-Hellauer vom Know-Center eine Strategie für Forschungsdaten-Management (FDM), eine FDM-Policy und Services für Forschende. Welche Vorteile das bringt, erzählt der Forscher im Interview mit TU Graz people.

Warum braucht die TU Graz ein effektives Forschungsdatenmanagement (FDM)?

Tony Ross-Hellauer: Forschung verändert sich: Sie wird kollaborativer, internationaler und benötigt neue digitale Dienste, um immer größere Datenmengen zu sammeln, zu speichern, zu verarbeiten und zu analysieren. Die TU Graz muss diesen Trends einen Schritt voraus sein – unsere Forschenden brauchen Zugang zu bestmöglichen Serviceleistungen, die ihre erstklassige Forschung ermöglichen. Gleichzeitig berücksichtigen wir damit auch die Forderung der meisten Fördergeber/innen, dass Forschende den Umgang mit Forschungsdaten schon im Vorfeld eines Projekts genau planen.

Es geht uns aber auch um Nachhaltigkeit. Nach Abschluss eines Projekts gehen Forschungsdaten häufig verloren: Wenn Projektpersonal zu neuen Stationen aufbricht, verlassen mit den Personen oft auch die Daten die Universität. Damit Forschung jedoch reproduzierbar ist, sollten diese Daten zumindest für einige Zeit aufbewahrt werden – sie können auch in künftigen Analysen von Nutzen sein. Forschungsdatenmanagement bedeutet die angemessene Organisation, Aufbewahrung und gemeinsame Nutzung von Daten (und den dazugehörigen Dokumentationen), die in einem Forschungsprojekt gesammelt und verwendet werden. Wir wollen an der TU Graz Dienste und Strukturen schaffen, die Forschende bei diesen Aufgaben unterstützen

Welche Rahmenbedingungen gilt es zu beachten?

Forschungsdatenmanagement ist nicht gleichzusetzen mit „Open Data“, zum Beispiel müssen personenbezogene Daten gemäß der Datenschutzgrundverordnung sensibel behandelt werden. Darüber hinaus ist die TU Graz stolz auf ihre engen Beziehungen zu Industriepartnern – daher verarbeiten wir gemeinsam erzeugte Daten gemäß den Sicherheitsanforderungen unserer Partner und schützen Wettbewerbsvorteile, indem wir Daten ausschließlich geschützt an Projektbeteiligte weitergeben. In diesem Kontext ist das „FAIR Data“-Konzept hilfreich. Das bedeutet, dass Daten für alle Berechtigten auffindbar, zugänglich, kompatibel und wiederverwendbar sind. Bei vertraulichen Daten verfügen beispielsweise nur Projektpartner/innen über einen solchen Zugriff. Bei anderen Arten von Daten kann es aber sinnvoll sein, sie allen interessierten Personen zugänglich zu machen. Unsere Systeme sollen Forschenden die Flexibilität bieten, diese Grenzen für sich selbst zu bestimmen.

 

In welchen Schritten wird das FDM umgesetzt?

Wichtig ist uns, die zukünftigen Benutzer/innen in alle Entwicklungsschritte eng einzubinden: Zunächst entwickeln wir eine FDM-Policy für die TU Graz. Schon 2018 haben wir diesen Transformationsprozess gestartet und eine TU Graz-weite Diskussion geführt. Wir planen, die derzeit daraus entstehende Richtlinie bis Jahresende zu beschließen. Anknüpfend daran werden wir Informationsressourcen, Schulungsprogramme sowie neue Tools und Dienste für Datenverwaltung und -erhaltung aufbauen. Bis Mitte 2020 sollten wir über eine entsprechende Basisinfrastruktur verfügen.

Wie können sich Forschende an der TU Graz einbringen?

Wer sich für diese Themen interessiert, kann sich gerne mit mir und meinem Team in Verbindung setzen: Schreiben Sie einfach eine formlose Mail an ross-hellauer@tugraz.at. Wir werden außerdem laufend Neuigkeiten zur FDM-Richtlinie, zu neuen Serviceleistungen und Schulungsveranstaltungen kommunizieren. In Kürze veröffentlichen wir auch einen universitätsweiten Call zur Einreichung von Pilotprojekten im Forschungsdatenmanagement – wir freuen uns auf Ihre Konzepte!