Neue Verschlüsselungsmethoden ermöglichen sensible Daten auf sehr hohem Datenschutzniveau zu sammeln und zu analysieren.

Die Sammlung sensitiver Daten wie sie aktuell im Zusammenhang mit dem „Grünen Pass“ diskutiert wird, löst heftige Kritik aus, weil befürchtet wird, dass Datenschutz und Datensicherheit nicht garantiert werden können. Tatsächlich gibt es in der Forschung längst einsatzbereite Technologien, um dieses Dilemma zu lösen, wie Prof. Stefanie Lindstaedt, CEO des Know-Centers, erklärt: „Dank intensiver internationaler Zusammenarbeit haben wir ausgereifte innovative Methoden in der Schublade, die eine sichere und verifizierbare Auswertung von vertraulichen und sensitiven Daten ermöglichen, während gleichzeitig die Privatsphäre geschützt wird.“

Zum Einsatz kommen dafür Verfahren der angewandten Kryptografie, wie die homomorphe Verschlüsselung. Sie sorgen dafür, dass vertrauliche Daten bearbeitet werden können, ohne dass sie zuvor entschlüsselt werden müssen.

Reif für den praktischen Einsatz

Während es international bereits gelungene Anwendungsbeispiele gibt – in Estland etwa wurden mit dieser neuen Verschlüsselungsmethode bereits Bildungs- und Einkommensdaten ausgewertet – wurde die Methode in Österreich bislang noch nicht eingesetzt. Im Rahmen des Forschungsprojektes „Safe-Deed“ hat das Know-Center in Kooperation mit der Technischen Universität Graz und internationalen Partnern die Anwendung anhand simulierter Daten bereits erfolgreich demonstriert.

Die sogenannte CoronaHeatMap zeigt, wo sich mit Corona infizierte Personen im Ansteckungszeitraum vermehrt aufgehalten haben und würde damit eine wertvolle Ergänzung zum Contact-Tracing bieten. Das könnte Gesundheitsbehörden helfen, die regionale Ausbreitung des Virus zu verstehen und spezifische wirksame Maßnahmen zu setzen. Dafür werden Gesundheitsdaten einer Person mit Mobilfunk-Bewegungsdaten in entsprechend homomorph verschlüsselter Form verschränkt. Rückschlüsse auf einzelne Personen sind nicht möglich.

Das Datenregister für Krisenfälle wäre laut Projektleiter Prof. Christian Rechberger von Institut für Angewandte Informationsverarbeitung und Kommunikationstechnologie der TU Graz, „ein prädestinierter“ Anlassfall für den erstmaligen Einsatz der neuen Technologie. „Mit homomorpher Verschlüsselung lässt sich das Datenregister unter Wahrung der Privatsphäre und Schutz sensibler, persönlicher Daten umsetzen“, erklärt Rechberger und skizziert den Vorteil der Technologie folgendermaßen: „Keine Datenquelle muss die Daten anderswo hin kopieren, Register müssen nicht zentral zusammengeführt werden. Die Daten bleiben lokal, es wird verschlüsselt gerechnet. Preisgegeben wird dann nur das Ergebnis der jeweiligen Studie.“

Enormes Potential im Gesundheitsbereich

Gerade im Gesundheitsbereich entwickelt sich Künstliche Intelligenz zunehmend zu einer Schlüsseltechnologie, mit deren Hilfe Gesundheitsausgaben gesenkt und die Patientenversorgung verbessert werden kann. „Werden Gesundheitsdaten aus unterschiedlichen Quellen kombiniert, können aufgrund der Vorgeschichte eines Patienten beispielsweise Krankheiten und Krankheitsverläufe besser vorhergesagt und bessere Therapien entwickelt werden“, sagt Lindstaedt und zeigt damit auch Einsatzbereiche abseits der Pandemiebekämpfung auf.

Der Austausch und die Analyse sensitiver Daten erfordere aber klare ethische und rechtliche Rahmenbedingungen und vertrauenswürdige Lösungen, damit die Gesellschaft von KI-Anwendungen profitieren kann.

 

Weitere Informationen:

DDAI – Data Driven Artificial Intelligence

Safe-Deed

Corona Heatmap