Künstliche Intelligenz ist für Industrie und Wirtschaft keine Zukunftsmusik mehr, sondern spielt eine wesentliche Rolle in vielen Prozessen. Vergangenes Jahr gab das Europäische Big Data Value Forum einen Überblick über den europaweiten Stand der Digitalisierung, der Standard hat die Veranstaltung mit der Reihe “KI für die Zukunft” medial begleitet.

Wie bringt man hohe Rechenleistung, künstliche Intelligenz und die niemals versiegenden Datenströme am besten unter einen Hut? Diese Frage haben sich internationale Vertreter aus Forschung, Industrie und Politik beim European Big Data Value Forum vom 12. bis 14. November 2018 gestellt. Das dreitägige Event fand im Rahmen des österreichischen EU-Ratsvorsitzes erstmals in Wien statt und gab neue Impulse für eine datengetriebene Wirtschaft in Europa. Organisiert wurde das EBDVF vom BMVIT gemeinsam mit der Big Data Value Association und in Kooperation mit dem Grazer Know-Center.

Digitale Plattformen – Onlinemarktplätze wie Uber und Innovationsplattformen wie Google oder Apple – bestimmen weite Teile der Wirtschaft, die einflussreichen Plattformen stammen allerdings aus Asien und den USA, Europa fehlt in der Liste. Die Plattformökonomieexpertin Annabelle Gawer geht davon aus, dass ein Grund dafür die unterschiedlichen Regulierungen in den einzelnen europäischen Staaten sein könnte. Ein anderer sei die relativ geringe Verfügbarkeit von Risikokapital.

Dass das Risiko, schnell auf neue Technologien zu setzen, in den USA viel eher eingegangen wird als in Europa, war in den Podiumsdiskussionen unbestritten. Im Rahmen einer Diskussionsrunde von internationalen Vertretern aus Wissenschaft, Industrie und Gesetzgebern wurde aber auch klar, dass diese Vorreiterrolle nicht nur mit Vorteilen verbunden ist – was wiederum Chancen für Europa bereithalte. Denn: Zwar führe die USA bei der Anwendung von AI auf Konsumentendaten, die EU dafür in hochqualitativer Produktion, erklärte Siemens-Manager Kurt Hofstädter. Dies und die vertrauenswürdige Organisation könnten wichtige europäische Thema sein, auf Basis derer die Wirtschaft ihre Strategien gründen könnte.

Um AI- und Big-Data-Technologien effizient zur Anwendung zu bringen, brauche es vor allem gut ausgebildete Experten. „Die Herausforderung ist, junge Leute zu motivieren, die erforderlichen Wissenschaften zu studieren“, betonte Siemens-Manager Hofstädter – ein Bereich in dem Österreich aus dem europäischen Mittelfeld sticht: Am Know-Center etwa gibt es hochspezialisierte Ausbildungen für Data-Science und AI. Doch man muss viel früher ansetzen und schon Kinder mit „computational thinking“ in Kontakt bringen. „Es geht darum, die Menschen mit Wissen auszustatten, um die neuen Technologien besser zu nutzen“, sagt Stefanie Lindstaedt vom Know-Center. Sie plädiert außerdem für ein Informatikschulfach bereits in der Volksschule – gerade auch, um Mädchen zu begeistern. Denn der Bedarf an Informatikfachkräften wird weiter steigen.